Samstag, 3. Februar 2018

Ein urdeutsches Problem

Thema: Wettbewerb
Update 03.02.2018 | 08:36 Uhr
Achtung Satire - obwohl - es könnte schon so gewesen sein ...

Der Ruderwettbewerb

Vor einiger Zeit verabredeteten eine deutsche und eine japanische Firma ihre Leistungsfähigkeit durch einen jährlich stattfindenden Ruderwettbewerb unter Beweis zu stellen. Das Kräftemessen sollte mit einem Ruder-Achter auf dem Rhein ausgetragen werden.
Sofort wurden Mannschaften zusammengestellt und diese begannen lange und hart zu trainieren, um für ihre Firmen Höchstleistungen zu erzielen.

Als der große Wettkampftag kam, waren beide Mannschaften topfit.
Doch oje, die Japaner gewannen das Rennen mit einem Kilometer Vorsprung.
Wie konnte das sein? Großes Rätselraten bei der deutschen Mannschaft.
Verständlicherweise war das deutsche Team am Boden zerstört und die Moral auf dem Tiefpunkt, hatte man doch monatelang hart trainiert.

Da man es sich einfach nicht erklären konnte entschied die Geschäftsleitung, dass der Grund für diese vernichtende Niederlage unbedingt herausgefunden werden muss.

Als erstes wurde ein Untersuchungsausschuss, der das Problem analysieren und geeignete Maßnahmen zur Abhilfe empfehlen sollte, gebildet. Selbst von Seiten der Politik meldeten sich, wie immer in solchen Fällen, selbsternannte Experten aus der zweiten und dritten Reihe, die im politischen Alltag ansonsten keine Beachtung finden und meinten, sie müssten ihr unqualifiziertes Wissen und hohle Sprüche beisteuern.
Es gehe ja schließlich um Deutschland und das Ansehen Deutschlands in der Welt und da habe die Politik doch wohl ein Wörtchen mitzureden.

Die Untersuchung dauerte lange. Man stellte fest, dass es kaum technische Unterschiede an den Geräten gab. Allerdings fand man heraus, dass bei den Japanern sieben Leute ruderten und ein Mann steuerte, während im deutschen Team ein Mann ruderte und sieben steuerten.

Da hier wohl anzusetzen sei, engagierte das obere Management sofort eine Beraterfirma um eine Studie über die Struktur des deutschen Teams anfertigen zu lassen.

Monate später und bei beträchtlich gestiegenen Kosten präsentierten die Berater mit großem Trara ihr Ergebnis. Sie kamen zu dem Schluß: Es waren einfach zu viele Steuerer und zu wenig Ruderer im Boot.

Um einer weiteren Niederlage gegen die Japaner vorzubeugen, wurde die Hierachie geändert. Das Team wurde jetzt aus vier Steuermännern, zwei Obersteuermännern, einen Steuerdirektor und einem Ruderer gebildet. Außerdem wurde für den Ruderer ein Leistungsbewertungssystem eingeführt, um ihm mehr Ansporn zu geben. "Wir müssen seinen Aufgabenbereich erweitern und ihm mehr Verantwortung geben" hieß es von Seiten der Geschäftsleitung.

Im nächsten Jahr gewannen die Japaner mit einem Vorsprung von zwei Kilometern.

Nach diesem weiteren Desaster wurde entschieden, den Ruderer wegen schlechter Leistungen zu entlassen, das Boot und die Ruder zu verkaufen und alle geplanten Investitionen zu stoppen.
Der Beratungsfirma wurde höchstes Lob ausgesprochen und das, durch diese Umstrukturierungsmaßnahme eingesparte, Geld zahlte sich das obere Management als Provision aus. So landete es auf jeden Fall in den richtigen Taschen und kam nicht versehentlich dem Ruderer als Abfindung zugute.

Ein Leistungsvergleich ist erst wieder für das nächste Jahr geplant, aber sicher nicht mehr im Rudern und ganz sicher nicht mehr gegen Japaner und deren unstrukturierten Art der Teamarbeit.

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